Dienstag, 6. Mai 2014

Seltsames Balzverhalten im Frühling

Eingestellt von Lana Silny um 20:19


Nach einem einschlägigen Erlebnis habe ich mir mal wieder ein paar Gedanken gemacht. Über den Frühling, das Cabriofahren und Männer. Und um alles zusammen…

Ich fahre Cabrio. Ich gehöre ich bereits seit acht Jahren zum Kreis der "Oben ohne Fahrer“ und will mein geliebtes "Heiliges Blechle" auch nicht mehr missen. Meine Liebe zu diesem Freiluftspaß geht sogar so weit, dass ich nie wieder eine andere Art von Auto besitzen möchte.

Jeden Frühling seit acht Jahren fällt mir jedoch immer wieder diese Sache auf:

Ich sitze in meinem Auto. Das Dach ist geöffnet, der Fahrtwind streift mein Haar, die Sonnenbrille sitzt auf meiner Nase und ein paar Sonnenstrahlen kitzeln mich hier und da. Ich bin glücklich. In den meisten Fällen komme ich

dann irgendwann in einen Stau, der es allerdings nicht schafft, mir meine Laune zu vermiesen. Das Dach ist ja offen, so leicht kann mir da also keiner was.

Was nun kommt, kennen sicher viele meiner Leser. Neben der Spur, auf der man sich befindet, existieren noch ein oder zwei zusätzliche Spuren. Die Fahrer überholen sich im Schneckentempo immer wieder gegenseitig und zwangsläufig blickt man irgendwann dem Leidensgenossen auf dem Asphalt zu seiner Rechten oder Linken ins Gesicht.

Es ist mir jedoch aufgefallen, dass sich genau diese Situation je nach Jahreszeit gewaltig unterscheidet. Ich meine damit nicht, dass wir Menschen bei gutem, sonnigem Wetter besser gelaunt sind. Nein, mit Unterschied meine ich, dass ein Teil der männlichen Autofahrer Stilaugen bekommt, wenn mein Dach im Kofferraum verstaut ist. Binnen Bruchteilen von Sekunden verwandeln diese Herren sich dann in etwas, das selbst Don Juan vor Neid erblassen lassen würde.

Nein, wirklich, ich übertreibe nicht. Da wird gegafft, geflirtet und gesabbert und manchmal werden noch ganz andere Dinge getan. Meistens ist das Ganze aber ziemlich lustig und superamüsant.

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich umwerfend aussehe. Auch nicht, dass ich sämtliche männliche Wesen umgehend in den Bann ziehe, wenn meine topmodelmäßige Erscheinung einmal nicht komplett vom Blech verhüllt ist. Ich behaupte sogar das Gegenteil. Dieses Phänomen hat rein gar nichts mit mir zu tun. Es ist völlig Wurst, wer da am Steuer sitzt und wie man aussieht. Ich habe manchmal das Gefühl, dass allein ein offenes Cabrioverdeck einige männliche Exemplare dazu veranlasst, für ein paar Augenblicke ihr Hirn abzuschalten. Meistens bringen mich derartige Reaktionen zum Lachen und das war es auch schon. Schließlich ist lachen gesund und der Tag startet so ein wenig leichter. Manchmal aber bleibt selbst mir vor Überraschung der Mund offen stehen. So wie heute.

Frau Silny fuhr auf der rechten Spur in Richtung Arbeitsstelle. Auf den Stau hatte ich mich schon eingestellt, auf die aufgekommenen sechzehn Grad Celsius nicht. Schließlich zeigte das Thermometer in meinem Auto gerade einmal die Hälfte an, als ich zuhause losgefahren bin.

Ein wirklicher Cabriofahrer macht bei diesem Wetter natürlich sofort das Dach auf. Gesagt, getan. Und dann? Dann passierte genau das, was ich ein wenig weiter oben beschrieben habe.

Nachdem mich an diesem Morgen die Augenbrauen des dritten Herrn über die Ränder seiner Sonnenbrille gegrüßt hatten, blickte ich in meinen Seitenspiegel. Eine Familienkutsche mit getönter Heckscheibe rollte heran. Meine Aufmerksamkeit galt an sich gar nicht diesem Auto, sondern dem Motorrad, das sich zwischen unseren beiden Spuren hindurchquetschte. Ich liebe nämlich Motorräder, weswegen ich ihnen im Stau gerne ein bisschen Platz mache. Dann glitt mein Blick unbeabsichtigt trotzdem nach links und das bekannte Bild bot sich mir.

Ein Herr, wohl Mitte, Ende dreißig und im feinen Zwirn, blickte mich an. Sogleich schickte er mir sein bestes Zahnpastalächeln, zog die Sonnenbrille ein Stückchen nach unten, zwinkerte mir zu und schaute dann wieder in Richtung Windschutzscheibe.

Für gewöhnlich hätte ich die Augen verdreht oder gelacht und mich wieder dem Schriftzug auf dem LKW vor mir gewidmet. Es war ja nicht so, dass ich diesen nicht schon ungefähr dreißig Mal heute Morgen gelesen hatte ... Dann aber runzelte ich die Stirn. Meine Neugierde war geweckt. An dem hinteren Fenster befand sich etwas. Nach genauerem Betrachten stellte sich heraus, dass es sich um diese seltsamen Sonnenschutzteile mit Saugnapf handelte. Ich frage mich zwar immer wieder, ob die Dinger wirklich was bringen, oder ob der Nachwuchs sie nur cool findet, aber das ist ja auch völlig egal. Ich fand die Teile noch nie besonders schön, aber dieses Exemplar war wirklich potthässlich. Rosa, mit jeder Menge Glitzer und etwas darauf gepinselt, das wohl mit viel Optimismus im Blick eine Prinzessin darstellen sollte. Alles klar. Der Herr hatte also zumindest ein Kind.

Noch immer blieb mein Blick wie gebannt an der Familienkutsche mit dem außergewöhnlichen Fensterschmuck hängen. Langsam rollte sie noch ein Stückchen weiter an mir vorbei und ich war fast so weit, mich wieder von dem Anblick trennen zu können. Doch es war zu spät. Seine Heckscheibe offenbarte sich mir in ihrer vollen Schönheit.

Zwei riesige Aufkleber sprangen mir ins Auge. Maya-Kimberley. So hieß offensichtlich die stolze Besitzerin des pinken Ungetüms, das sich ein paar Augenblicke zuvor in meine Netzhaut gebrannt hatte. Aber nicht nur das: Maya-Kimberley war nicht alleine. Sie befand sich nämlich in der glücklichen Lage, auch noch einen Bruder names Lennox-Harvey vorweisen zu können. Das war aber noch nicht alles. Nein. Natürlich  nicht, denn die Familie war erst mit Hund "Chichi" komplett.

Ich traute mich nicht, darüber nachzudenken, um was für eine Hunderasse es sich bei Chichi wohl handeln mochte. Um einen Schäferhund wahrscheinlich eher nicht, oder? Nein. Ich musste mich konzentrieren, um noch einmal alle Fakten in ihrer Gesamtheit zu betrachten.

Für gewöhnlich hätte ich mich wohl über die furchtbaren Kindernamen aufgeregt. Vielleicht hätte ich auch den Kopf darüber geschüttelt, dass meine Mitmenschen ständig der Meinung sind, diese Aufkleber mit den diskussionswürdigen Namen ihrer Kinder aufs Auto kleben zu müssen. Vor allem, dass sie dann auch noch in ihrer grenzenlosen Arroganz davon ausgingen, dass dies irgendjemanden überhaupt interessierte. Aber nein, mir schoss folgendes durch den Kopf:

Was bildete sich der sonnenbebrillte Typ eigentlich ein? Eine Familienkutsche unter dem Hintern, seltsame, eindeutig Kindern zugehörige, Dekoartikel an den hinteren Scheiben und eine Familie inklusive Hund im Schlepptau. Nun ja, Letzteres zumindest auf der Heckscheibe. Generell spricht gegen all diese Fakten nichts. Ganz im Gegenteil.

Allerdings fühlte sich unser kleiner Aushilfs-Don Juan allem Anschein nach völlig

anders. Sein Benehmen glich dem eines Single-Mannes in einem BMW-Cabrio oder einem Porsche. Oder in überhaupt einem Auto, das halbwegs sportlich und sexy war. Irgendwie stimmte das Bild, das der Kerl von sich hatte, mit der Realität so gar nicht überein. Mich wunderte auf einmal, dass ich nicht noch laute Bassklänge aus seinem Auto vernahm.

Nun waren meine Gedanken bei der Mutter von Maya-Kimberley und Lennox-Harvey. Sie tat mir leid. Ob sie wusste, wie ihr Angetrauter sich aufführte, wenn er morgens auf dem Weg zur Arbeit war? Ob er wirklich glaubte, dass Frauen auf diese Masche ernsthaft hereinfallen würden?

Und trotzdem, irgendwie hatte der Herr sein Ziel erreicht: Er blieb mir im Kopf. Er hat mich verblüfft und für einen ziemlich langen Moment sogar sprachlos gemacht. Sicher, vielleicht auf eine völlig andere Art und Weise als von ihm geplant, und mit einem komplett gegenteiligen Ergebnis. Aber hey, trotzdem: Dass mir die Worte fehlen, schafft so schnell für gewöhnlich keiner ...

Liebste Grüße

eure Lana                                                                                                                           

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